Mittwoch, 3. September 2008
Dr. Seltsams Rede zum 10jährigen Jubiläum des Pamukkale-Brunnens
Ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich als armer Kreuzberger in die Adressenverteiler diverser Billigreisen-Anbieter geraten bin, jedenfalls war ich schon öfter für 90 Euro in der Türkei. Jedesmal gehört dazu eine Busreise über 200 Kilometer von Antalya durch das romantische Taurusgebirge bis in die Gegend von Denizli, das Industriezentrum, aus dem heute fast alle T-Shirts in Europa kommen. Hier ist totale Baumwoll-Gegend. Nach einigen Kilometern gelangt man dann zum "Baumwollschloss", auf türkisch Pamukkale, und regelmäßig tun sich die deutschen Mitreisenden schwer, das richtig auszusprechen. Unter lautem Prusten im Bus habe ich schon gehört: Pumuckelbrunnen, Pumakacke, Pummelbacke. Naja, der Deutsche ist oft etwas überheblich, wenn er etwas in fremden Sprachen nicht versteht, um so notwendiger ist ein Denkmal für die deutsch-türkische Freundschaft.
Dieses Pamukkale ist ein Naturwunder, ein Weltkulturerbe, und tatsächlich ein Anblick, den man fast für übernatürlich hält. Ein 100 Meter hoher Abhang leuchtet weiß in der Sonne, ganz überraschend in der sonst kargen Gegend. Aus dem Berg darüber fließen kalkhaltige heiße Quellen den Hang hinab, die den Kalk beim Abkühlen ablagern. Sintern nennt man diesen Vorgang, und daraus entstehen lauter kleine Badebecken, die den ganzen Hang bedecken. So war es jedenfalls früher. In den achtziger Jahren bekamen dann einge Hotelbesitzer den Hals nicht voll genug und leiteten das Kalkwasser in ihre privaten Hotelswimmingpools um. Das war zwar sehr schön, man konnte im Heißen schwimmen und dabei über die weite Ebene schauen, noch schöner war es, wenn man dazu ein bisschen bekifft war. Aber leider fehlte dann den freien Kalk-Sinter-Terassen das Wasser und der weiße Wunderberg wurde immer unansehnlicher und manchmal ist schon gar kein weißer Kalk mehr zu sehen, sondern nur ein unansehnlicher grauer Schlammabhang. So hat Dummheit und Profitsucht Hand in Hand ein eizigartiges Naturwunder zerstört. Ich finde das ein prima Besipiel für die ökonomische Globalisierung und ich freue mich sehr darüber, dass ausgerechnet der CDU-Kandidat Flüger sich für den Erhalt dieses Brunnendenkmals in Kreuzberg einsetzen will, vielleicht hat er was dazugelernt. Obwohl ich das eigentlich nicht glauben kann. Aber wie die Berliner Zeitung vom 16.8. berichtet ( siehe hierzu http://pamukkalekreuzberg.blogger.de/topics/Pressespiegel/ ), hat Flüger jetzt zum ersten Mal überhaupt von diesem Brunnen hier gehört und seine Sanierung prompt zur nationalen Aufgabe erklärt. Noch größer hatte er‘s wohl nicht. Uns Kreuzberger würde es schon reichen, wenn man hier wieder rumsitzen und Theaterspielen und in Ruhe Wasserpfeifen rauchen kann und einen ungewöhnlichen Ausblick genießen statt Zäune und Müll.
Mittlerweile zeigt uns die Türkei übrigens, wie man gegen idiotische Privatinvestoren und Geldinteressen auch vorgehen kann: Sie haben die Angeberhotels am Abhang mit Gewalt geräumt und die Schwimmbecken und Häuser abreißen lassen, stattsdesen ein öffentliches Schwimmbad in den Ruinen von Hierapolis gebaut und leiten die schmächtigen heißen Kalkbäche so geschickt über die Bergkante, dass die weißen Kalk-Sinter-Terrassen so langsam wieder anwachsen und alle Menschen was davon haben, nicht nur ein paar Hotelbesitzer und ihre reichen Gäste. Offenbar kann man im Umgang mit geldgeilen Kapitalisten noch was von
der Türkei lernen, ich denke nur an Mediaspree in Kreuzberg, die kriegen ja auch den Hals nicht voll. Warum nicht dafür ein Denkmal hier?!
Jedesmal wenn wir in Pamukkale waren, besichtigten wir auch die alte Ruinenstadt auf dem Berg über Pamukkale. Diese Stadt hieß Hierapolis, war schon im Altertum bekannt für ihre heißen Quellen, sie wird sogar in der Bibel erwähnt, bei Paulus im Brief an die Kolosser. Sie wurde mehrmals Opfer schwerer Erdbeben, bis die Einwohner irgendwann nach dem fünften Jahrhundert keine Lust mehr hatten, sie wieder aufzubauen. Man sieht heute aber noch die riesigen Friedhöfe mit hausgroßen Sarkophagen, die gewaltigen Bögen alter Markthallen und ein gut erhaltenes Amphitheater mit einer bemerkenswerten Akustik. Wir waren mal mit ein paar Schauspielerfreunden dort und rezitierten Sophokles: „Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als der Mensch“ und Shakespeares Hamlet- Monolog. Da war eine Schulklasse aus Baden Württemberg, die meinte, so toll hätte sie Literatur noch nie dargeboten bekommen und welche Texte das wären und wo man die kaufen kann. Naja, wir in Berlin haben sowas in der Schule gelernt, aber in Porsche- und Mercedesstadt muß man wohl mehr BWL und braves Arbeitnehmerbenehmen lernen. So hatten wir mitten in der Türkei ein wenig zur deutschen Schülerrebellion beigetragen, hoffe ich.
Das 2000 Jahre alte Forum, also der antike Marktplatz von Hierapolis ist heute in ein Schwimmbad verwandelt, man badet in den dampfenden heißen Quellen und sieht dabei die Bodenmosaiken und umgestürzten Säulen unter sich, das ist schon ungeheuer schön, besonders bei Mondlicht, und ich kann es keinem Türken verdenken, wenn er von dort kommt, dass er Sehnsucht nach seiner Heimat empfindet und dort leben will, wenn es dort nur nicht so arm wäre. Gemessen daran sieht hier im steinernen Berlin alles ziemlich langweilig und grau aus. Es gibt ja nicht mal eine alte Ruinenstadt über unserem kleinen Nachbau vom Pamukkale-Brunnen. Ist halt alles etwas piefig verglichen mit dem wirklichen Weltkulturerbestück in der Provinz Denizli.
Also, wenn ich diese Brunnenruine hier sehe, dann denke ich nicht an nationale Aufgaben, Völkerfreundschaft und solche großen Worte wie Frau Merkel sie immer heuchlerisch im Munde führt. Die meint ja, wenn sie der Türkei nur ein bisschen Honig ums Maul schmiert, dann werden die auf die Mitgliedschaft im Europäischen Markt freiwillig verzichten und damit zufrieden sein, die verlängerte Werkbank der Textildesigner und ewig arm zu bleiben. Damit sind wir, die wir alle zwei drei Türkenfreunde haben, natürlich gar nicht einverstanden und wir wollen nicht, dass die Türkei mies behandelt wird. Ich sehe in diesem Brunnen kein nationales Denkmal sondern eine Erinnerung daran, wie schön das Land Türkei ist, wie viel antike Kultur und Lebensfreude dort herrschten. So klein und hässlich dieser Pamukkalebrunnen hier in Kreuzberg ist, macht er mich immer wahnsinnig wehmütig und ich möchte unbedingt wieder mal auf dem Forum von Hierapolis schwimmen und dann barfuß die steilen weißen Abhänge hinabglitschen, obwohl das strengstens verboten ist.
Natürlich steckt man dann zur Erinnerung an solch einen unvergleichlichen Ausflug auch ein Bröckchen weißen gesinterten Kalkstein ein, was auch strengstens verboten ist und stellt sich den zuhause aufs Erinnerungs-Regal. Wie gesagt, für mich ist dieser Brunnen hier eine wehmütige Erinnerung an die Schönheiten der Türkei, aber bei der CDU wirds immer gleich völkisch, ich ziteire nochmal den sehr peinlichen Bericht aus der Berliner Zeitung vom 16. August, wo der stets etwas tölpelige Spitzenkanidat der CDU auch wieder seinem Ruf gerecht wird: Flüger sieht den Brunnen zum ersten Mal und beschließt, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) höchstpersönlich einzuschalten, um sie für den Wiederaufbau des Pamukkale-Brunnens zu gewinnen. "Für ein gutes und friedliches Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken brauchen wir dieses Denkmal der Integration", sagt er. "Das ist eine nationale Aufgabe."
Vor genau zehn Jahren wurde der Brunnen, eine zwergenhafte Nachbildung der Kalksteinterrassen in Pamukkale, eingeweiht. 1,9 Millionen Millionen Euro bezahlte der Bezirk dafür. Doch nach nur sechs Wochen wurde das Wasser abgestellt, das aus Portugal importierte Gestein bröckelte. Seitdem streiten Bezirk und Architekt vor Gericht, wer Schuld am Zerfall trägt. Der nächste Gerichtstermin ist für November angesetzt. Pflüger schlägt vor, private Geldgeber aufzutreiben.
"Ich kenne persönlich ein paar reiche Türken." Was für ein Idiot!
Was machen wir also mit diesem Brunnen, egal ob es eine nationales Denkmal für Integrationszwang oder für heuschlerische Freundschaft zur Türkei sein soll, oder nur eine Reiseerinnerung oder ein Plätzchen zum ruhigen Kiffen, so wie jetzt sieht er einsfach scheiße aus und wir sind hier zusammengekommen, um zu fordern, dass sich an diesem Zustand sofort was ändert. Sofort, das heißt noch diesen Sommer. Zehn Jahre Gitterzaun und kaputte Steine sind genug. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
Der Bezirk möge an dem Pamukkale-Brunnen (wie damals beim Stadtschloss) eine Installation aus bedruckten Planen anbringen, damit die Kreuzberger zumindest die Fiktion eines funktionierenden Brunnens statt der tatsächlich existierenden Ruine genießen können, dann aber gleich mit den zauberhaften Ruinen des antiken Heliopolis mit drauf.
Oder wir machen es wie die berühmte Steinlaus von Loriot: Wir schleichen uns alle jedesmal, wenn wir hier vorbeikommen, durch die Zäune und nehmen einen Stein mit nach Hause, dann ist die ganze Installation binnen zwei Monaten abgeräumt und man kann ohne Streit mit dem Künstler was Neues bauen, denn wo nichts mehr existiert, gibt es auch kein künstlerisches Copyright mehr.
Oder wir benennen den Brunnen in Friedrich-Wolf-Brunnen um und fragen den Schwiegersohn des Dichters, den Chef von Wall-Toiletten, ob er den Brunnen nicht sponsorn will, ich glaube, das wurde sogar schon mal angeboten.
Oder wir organisieren hier laufend Feste, Theaterspiele, Musikparties usw, und nehmen den Brunnen in den Gebrauch des Vokes, ohne lange nach den Bedenken des Bezirksamtes zu fragen. Dann ist der Brunnen ein Symbol für Kreuzberger Witz und Besetzertradition und das finde ich, wäre das allerbeste, nachdem wir unsere Bolleruine, die wir so stolz unseren auswärtigen Besuchern gezeigt haben, nicht mehr vorführen können. Auf jeden Fall „high sein, frei sein, Pumakacke muss dabei sein!“
Dr. Seltsam 30. August2008
Dieses Pamukkale ist ein Naturwunder, ein Weltkulturerbe, und tatsächlich ein Anblick, den man fast für übernatürlich hält. Ein 100 Meter hoher Abhang leuchtet weiß in der Sonne, ganz überraschend in der sonst kargen Gegend. Aus dem Berg darüber fließen kalkhaltige heiße Quellen den Hang hinab, die den Kalk beim Abkühlen ablagern. Sintern nennt man diesen Vorgang, und daraus entstehen lauter kleine Badebecken, die den ganzen Hang bedecken. So war es jedenfalls früher. In den achtziger Jahren bekamen dann einge Hotelbesitzer den Hals nicht voll genug und leiteten das Kalkwasser in ihre privaten Hotelswimmingpools um. Das war zwar sehr schön, man konnte im Heißen schwimmen und dabei über die weite Ebene schauen, noch schöner war es, wenn man dazu ein bisschen bekifft war. Aber leider fehlte dann den freien Kalk-Sinter-Terassen das Wasser und der weiße Wunderberg wurde immer unansehnlicher und manchmal ist schon gar kein weißer Kalk mehr zu sehen, sondern nur ein unansehnlicher grauer Schlammabhang. So hat Dummheit und Profitsucht Hand in Hand ein eizigartiges Naturwunder zerstört. Ich finde das ein prima Besipiel für die ökonomische Globalisierung und ich freue mich sehr darüber, dass ausgerechnet der CDU-Kandidat Flüger sich für den Erhalt dieses Brunnendenkmals in Kreuzberg einsetzen will, vielleicht hat er was dazugelernt. Obwohl ich das eigentlich nicht glauben kann. Aber wie die Berliner Zeitung vom 16.8. berichtet ( siehe hierzu http://pamukkalekreuzberg.blogger.de/topics/Pressespiegel/ ), hat Flüger jetzt zum ersten Mal überhaupt von diesem Brunnen hier gehört und seine Sanierung prompt zur nationalen Aufgabe erklärt. Noch größer hatte er‘s wohl nicht. Uns Kreuzberger würde es schon reichen, wenn man hier wieder rumsitzen und Theaterspielen und in Ruhe Wasserpfeifen rauchen kann und einen ungewöhnlichen Ausblick genießen statt Zäune und Müll.
Mittlerweile zeigt uns die Türkei übrigens, wie man gegen idiotische Privatinvestoren und Geldinteressen auch vorgehen kann: Sie haben die Angeberhotels am Abhang mit Gewalt geräumt und die Schwimmbecken und Häuser abreißen lassen, stattsdesen ein öffentliches Schwimmbad in den Ruinen von Hierapolis gebaut und leiten die schmächtigen heißen Kalkbäche so geschickt über die Bergkante, dass die weißen Kalk-Sinter-Terrassen so langsam wieder anwachsen und alle Menschen was davon haben, nicht nur ein paar Hotelbesitzer und ihre reichen Gäste. Offenbar kann man im Umgang mit geldgeilen Kapitalisten noch was von
der Türkei lernen, ich denke nur an Mediaspree in Kreuzberg, die kriegen ja auch den Hals nicht voll. Warum nicht dafür ein Denkmal hier?!
Jedesmal wenn wir in Pamukkale waren, besichtigten wir auch die alte Ruinenstadt auf dem Berg über Pamukkale. Diese Stadt hieß Hierapolis, war schon im Altertum bekannt für ihre heißen Quellen, sie wird sogar in der Bibel erwähnt, bei Paulus im Brief an die Kolosser. Sie wurde mehrmals Opfer schwerer Erdbeben, bis die Einwohner irgendwann nach dem fünften Jahrhundert keine Lust mehr hatten, sie wieder aufzubauen. Man sieht heute aber noch die riesigen Friedhöfe mit hausgroßen Sarkophagen, die gewaltigen Bögen alter Markthallen und ein gut erhaltenes Amphitheater mit einer bemerkenswerten Akustik. Wir waren mal mit ein paar Schauspielerfreunden dort und rezitierten Sophokles: „Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als der Mensch“ und Shakespeares Hamlet- Monolog. Da war eine Schulklasse aus Baden Württemberg, die meinte, so toll hätte sie Literatur noch nie dargeboten bekommen und welche Texte das wären und wo man die kaufen kann. Naja, wir in Berlin haben sowas in der Schule gelernt, aber in Porsche- und Mercedesstadt muß man wohl mehr BWL und braves Arbeitnehmerbenehmen lernen. So hatten wir mitten in der Türkei ein wenig zur deutschen Schülerrebellion beigetragen, hoffe ich.
Das 2000 Jahre alte Forum, also der antike Marktplatz von Hierapolis ist heute in ein Schwimmbad verwandelt, man badet in den dampfenden heißen Quellen und sieht dabei die Bodenmosaiken und umgestürzten Säulen unter sich, das ist schon ungeheuer schön, besonders bei Mondlicht, und ich kann es keinem Türken verdenken, wenn er von dort kommt, dass er Sehnsucht nach seiner Heimat empfindet und dort leben will, wenn es dort nur nicht so arm wäre. Gemessen daran sieht hier im steinernen Berlin alles ziemlich langweilig und grau aus. Es gibt ja nicht mal eine alte Ruinenstadt über unserem kleinen Nachbau vom Pamukkale-Brunnen. Ist halt alles etwas piefig verglichen mit dem wirklichen Weltkulturerbestück in der Provinz Denizli.
Also, wenn ich diese Brunnenruine hier sehe, dann denke ich nicht an nationale Aufgaben, Völkerfreundschaft und solche großen Worte wie Frau Merkel sie immer heuchlerisch im Munde führt. Die meint ja, wenn sie der Türkei nur ein bisschen Honig ums Maul schmiert, dann werden die auf die Mitgliedschaft im Europäischen Markt freiwillig verzichten und damit zufrieden sein, die verlängerte Werkbank der Textildesigner und ewig arm zu bleiben. Damit sind wir, die wir alle zwei drei Türkenfreunde haben, natürlich gar nicht einverstanden und wir wollen nicht, dass die Türkei mies behandelt wird. Ich sehe in diesem Brunnen kein nationales Denkmal sondern eine Erinnerung daran, wie schön das Land Türkei ist, wie viel antike Kultur und Lebensfreude dort herrschten. So klein und hässlich dieser Pamukkalebrunnen hier in Kreuzberg ist, macht er mich immer wahnsinnig wehmütig und ich möchte unbedingt wieder mal auf dem Forum von Hierapolis schwimmen und dann barfuß die steilen weißen Abhänge hinabglitschen, obwohl das strengstens verboten ist.
Natürlich steckt man dann zur Erinnerung an solch einen unvergleichlichen Ausflug auch ein Bröckchen weißen gesinterten Kalkstein ein, was auch strengstens verboten ist und stellt sich den zuhause aufs Erinnerungs-Regal. Wie gesagt, für mich ist dieser Brunnen hier eine wehmütige Erinnerung an die Schönheiten der Türkei, aber bei der CDU wirds immer gleich völkisch, ich ziteire nochmal den sehr peinlichen Bericht aus der Berliner Zeitung vom 16. August, wo der stets etwas tölpelige Spitzenkanidat der CDU auch wieder seinem Ruf gerecht wird: Flüger sieht den Brunnen zum ersten Mal und beschließt, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) höchstpersönlich einzuschalten, um sie für den Wiederaufbau des Pamukkale-Brunnens zu gewinnen. "Für ein gutes und friedliches Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken brauchen wir dieses Denkmal der Integration", sagt er. "Das ist eine nationale Aufgabe."
Vor genau zehn Jahren wurde der Brunnen, eine zwergenhafte Nachbildung der Kalksteinterrassen in Pamukkale, eingeweiht. 1,9 Millionen Millionen Euro bezahlte der Bezirk dafür. Doch nach nur sechs Wochen wurde das Wasser abgestellt, das aus Portugal importierte Gestein bröckelte. Seitdem streiten Bezirk und Architekt vor Gericht, wer Schuld am Zerfall trägt. Der nächste Gerichtstermin ist für November angesetzt. Pflüger schlägt vor, private Geldgeber aufzutreiben.
"Ich kenne persönlich ein paar reiche Türken." Was für ein Idiot!
Was machen wir also mit diesem Brunnen, egal ob es eine nationales Denkmal für Integrationszwang oder für heuschlerische Freundschaft zur Türkei sein soll, oder nur eine Reiseerinnerung oder ein Plätzchen zum ruhigen Kiffen, so wie jetzt sieht er einsfach scheiße aus und wir sind hier zusammengekommen, um zu fordern, dass sich an diesem Zustand sofort was ändert. Sofort, das heißt noch diesen Sommer. Zehn Jahre Gitterzaun und kaputte Steine sind genug. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
Der Bezirk möge an dem Pamukkale-Brunnen (wie damals beim Stadtschloss) eine Installation aus bedruckten Planen anbringen, damit die Kreuzberger zumindest die Fiktion eines funktionierenden Brunnens statt der tatsächlich existierenden Ruine genießen können, dann aber gleich mit den zauberhaften Ruinen des antiken Heliopolis mit drauf.
Oder wir machen es wie die berühmte Steinlaus von Loriot: Wir schleichen uns alle jedesmal, wenn wir hier vorbeikommen, durch die Zäune und nehmen einen Stein mit nach Hause, dann ist die ganze Installation binnen zwei Monaten abgeräumt und man kann ohne Streit mit dem Künstler was Neues bauen, denn wo nichts mehr existiert, gibt es auch kein künstlerisches Copyright mehr.
Oder wir benennen den Brunnen in Friedrich-Wolf-Brunnen um und fragen den Schwiegersohn des Dichters, den Chef von Wall-Toiletten, ob er den Brunnen nicht sponsorn will, ich glaube, das wurde sogar schon mal angeboten.
Oder wir organisieren hier laufend Feste, Theaterspiele, Musikparties usw, und nehmen den Brunnen in den Gebrauch des Vokes, ohne lange nach den Bedenken des Bezirksamtes zu fragen. Dann ist der Brunnen ein Symbol für Kreuzberger Witz und Besetzertradition und das finde ich, wäre das allerbeste, nachdem wir unsere Bolleruine, die wir so stolz unseren auswärtigen Besuchern gezeigt haben, nicht mehr vorführen können. Auf jeden Fall „high sein, frei sein, Pumakacke muss dabei sein!“
Dr. Seltsam 30. August2008
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