PAMUKKALE - ZEITTAFEL
1865
wurde der Görlitzer Bahnhof gebaut.

1951
wurde der letzte Vorortzug nach Königs Wusterhausen abgefertigt.

1959
fordert der Kreuzberger Bürgermeister zu ersten mal, dass das Gelände um den Görlitzer Bahnhof in eine Grünanlage umgewandelt werden soll. Das Gelände gehört der DDR-Reichsbahn.

1961
Bis zum 12. August gab es auf dem 14 Hektar großen Areal noch Güterverkehr, der dann am 13. August durch den Bau der Berliner Mauer unterbrochen wurde.

1968
wird der Güterverkehr eingestellt.

1980
beginnen die Arbeiten für den Görlitzer Park.

1981
tritt ein Baustopp ein, da im Grundwasser große Mengen Öl gefunden werden.

1984
wird ein Wettbewerb zur Gestaltung der Parkanlage ausgeschrieben. Den Zuschlag erhält nach vielen öffentlichen Diskussionen die Freie Planungsgruppe Berlin, der federführende Bearbeiter ist der Landschaftsarchitekt Volker Heisig. Der Park ist ein Projekt der Strategien für Kreuzberg und wird mit starker Bürgerbeteiligung vorbereitet.

1994
Im Nachtragshaushalt des Abgeordnetenhauses ist eine Kürzung der Mittel für die Umgestaltung des Görlitzer Parks von vier auf eine Millionen Mark vorgesehen.

1998 Mai
Für den noch nicht eröffneten Pamukkale-Brunnen sucht der Bezirk Kreuzberg noch Sponsoren. Jährliche Betriebskosten: 100 000 DM. Auch fehlt noch eine Anti-Grafitti-Schutzschicht, Kosten: ebenfalls 100 000 DM.

1998 August
Am 28ten wird der Brunnen eröffnet. Geschaffen wurde die Pamukkale von Bildhauer Wigand Wittig in Zusammenarbeit mit der „Freien Planungsgruppe Berlin“, Planung & Bauüberwachung : „INTEC“, Kosten: 3,8 Millionen DM. Der Brunnen soll die Freundschaft zwischen deutschen und türkischen Kreuzbergern symbolisch gestalten. Etwa 1000 Tonnen portugiesischer Kalkstein wurde verarbeitet. Anstelle der ursprünglich geplanten 56 Wasserbecken erhielt die Anlage aus finanziellen Gründen aber nur 25 Becken.

1998 Dezember
Ein noch zu gründender Verein soll durch Feste, Gastronomie und Geräteverleih die jährlichen Betriebskosten des Görlitzer Parks von 450 000 DM erwirtschaften, schlägt die „Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft mbH“ vor, Bezirksamt und Bezirksverordnete sollen zustimmen.

1999 Januar
Baustadtrat Matthias Stefke (CDU) sucht einen Betreiber für die Pamukkale, im Amtsblatt wird eine Ausschreibung veröffentlicht. Der Brunnen soll jedes Jahr von Mai bis August betrieben werden, die vom Betreiber zu tragenden Kosten für Wasser, Reinigung, Wartung und Strom betragen 80 000 DM. Als Gegenleistung soll der Betreiber kostenlos Räume im Gebäude des bezirklichen Naturschutz- und Grünflächenamtes nutzen dürfen z.B. für Ausstellungen oder die Eröffnung eines Cafes.

1999 Februar
Der Pamukkale-Brunnen wurde durch Frost stark beschädigt, die aus Portugal stammenden Steine weisen Risse auf, einige Brocken sind bereits abgefallen. Das Materialprüfungsamt will einen Experten schicken. Der Brunnen wird gesperrt und um Unfälle zu verhüten wird rings um ein Bauzaun aufgestellt. Es wird damit gerechnet, dass der Brunnen 1999 nicht in Betrieb geht.
Die „Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft mbH“ zieht ihr Angebot zur Bewirtschaftung des Görlitzer Parks zurück.
Die Wall Verkehrsanlagen AG bietet an den Pamukkale-Brunnen zu betreiben. Auch an der Reparatur würde man sich im gewissen Umfang beteiligen. Im Gegenzug soll der Bezirk beantragte Plakatflächen für die Finanzierung öffentlicher Toiletten genehmigen.

1999 März
Ein Gutachter soll klären, woher die Risse kommen. Der Künstler Wigand Witting vermutet, dass das Fundament aus falschem Beton hergestellt wurde. Als weitere mögliche Ursache wird Frost vermutet. Bezirksamt, Künstler und Materialprüfungsamt müssen sich auf einen Gutachter einigen.
Der Bauzaun soll abgebaut werden, damit der Brunnen auch ohne Wasser wieder für Kinder und Spaziergänger zugänglich ist.

1999 Mai
Der Brunnen bleibt trocken.
Auf einen Gutachter konnte man sich bisher nicht einigen, der Bezirk erwägt vor Gericht zu ziehen.

1999 Juli
Um mehr Besucher in den Görlitzer Park zu locken planen die Wrangel-Kiez-Quartiersmanager den Bau eines Cafes in der Nähe des Pamukkale-Brunnens. Im Park sollen künftig kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
Der Pamukkale-Brunnen eignet sich momentan nur zum Spielen und Herunterrutschen. Er ist außer Betrieb. Bezirksamt und Künstler haben sich auf einen Schadensgutachter der Industrie- und Handelskammer geeinigt, im August soll das Gutachten vorliegen.
„Danach wird der Bauzaun entfernt“, sagt Baustadtrat Matthias Stefke.

1999 August
Der unabhängige Gutachter hat Gesteinsproben entnommen. Sie sollen im Labor auf Frostbeständigkeit untersucht werden.
„Wir wollen mit dem Gutachter klären, ob wir demnächst die Bauzäune um den Brunnen wenigstens teilweise wegnehmen können“, sagt Hilmar Schädel, Leiter des Grünflächenamtes, ferner wird über Schutzmaßnahmen für den kommenden Winter nachgedacht.
Dem Verantwortlichen für den Schaden wird das Bezirksamt die Reparaturrechnung schicken. Eine sechsstellige Schadenssumme (DM) sei nicht auszuschließen. Nach seinen Erfahrungen sei er äußerst skeptisch, dass die Versicherungen der Beteiligten zahlen. „Dann werden wir unsere Forderungen nur auf dem Gerichtsweg durchsetzen können“, sagt Schädel. An eine Instandsetzung sei frühestens ab Frühjahr zu denken.

1999 Oktober
Das Ingenieurbüro CRP hat Steine des Brunnens einem Frost-Tau-Versuch unterzogen und kommt zu dem Ergebnis: Die Steine sind nicht frostsicher.
Der Bildhauer Wigand Witting schiebt die Schuld auf die Bauarbeiter, die ein fehlerhaftes Fundament gegossen hätten. Witting droht mit einem Gegengutachten.

Das Materialprüfungsamt Berlin-Brandenburg habe dem Bezirk als Bauherr die Frostbeständigkeit der Steine attestiert, hieß es bislang aus dem Rathaus. Doch die Materialprüfer halten dagegen: „Wir haben vom Bezirksamt gerade mal einen Stein zum Prüfen bekommen, und das, als der Brunnen schon im Bau war“, sagt ein Mitarbeiter des Prüfungsamtes. „Zumindest dieser Stein war in Ordnung, aber das Material kommt aus verschiedenen Steinbrüchen.“
Der Bezirk wird die Anlage über Winter wahrscheinlich wieder voll sperren, zwischenzeitlich wurden an der Rutsche und an dem Tempelbau die Bauzäune entfernt. Der Brunnenbetrieb im kommenden Jahr ist unwahrscheinlich.

1999 Dezember
Das Gutachten liegt vor: „Insgesamt belegen die Ergebnisse bezüglich der Wasseraufnahme, Rohdichte... und Frosttauwechsel eindeutig, dass der Kalkstein nicht geeignet ist“ befindest das Ingenieurbüro CRP. Die Gutachter hatten sechs Gesteinsproben so genannten Frosttauwechsel-Versuchen unterzogen. Drei der sechs Steine wurden dabei zerstört. Sämtliche Proben, würden nicht den Kriterien für einen Springbrunnen erfüllen. Ihre Wasseraufnahmefähigkeit liege zwischen 2,8 und 7,1 Prozent. Erlaubt sind höchstens drei.
Bildhauer Wigand Witting macht ein fehlerhaftes Fundament für die Risse verantwortlich und kündigt ein Gegengutachten an. „Seit Baubeginn im Herbst

"1996 habe ich den Auftraggeber, das Bezirksamt Kreuzberg, in etwa zehn Schreiben darauf hingewiesen, dass die Konstruktion, für die ich nicht verantwortlich bin, nicht einwandfrei ist und eines Tages Frostschäden auftreten werden“ sagt Witting. Das Bezirksamt sei auf seine Hinweise nicht eingegangen.
Der Künstler hatte den Stein vorgeschlagen und dessen Sicherheit garantiert. Das Materialprüfungsamt Berlin-Brandenburg hatte 1996 die Frostbeständigkeit der Steine bescheinigt. Bei Frostwechsel-Versuchen hatte es die Steine allerdings nur angefeuchtet und Frost ausgesetzt. Es fror sie jedoch nicht in Wasser ein, wie es für solche Konstruktionen üblich ist. Das haben erst die Schadensgutachter getan.
Die CRP-Gutachter raten davon ab, die Kalksteine zu imprägnieren. Sie schlagen vor, die Steine durch Beton zu ersetzen.
Baustadtrat Stefke ist sich sicher, dass die Brunnenanlage im kommenden Jahr nicht in Betrieb gehen wird.

2000 März
Der Bezirk, der den Brunnen in Auftrag gegeben hat, kann ihn nicht reparieren lassen, bevor geklärt ist, wer für den Schaden aufkommt. Das Bezirksamt versucht, den Künstler und die bauausführende Freie Planungsgruppe haftbar zu machen. „Doch der Künstler hat lediglich eine private Haftpflichtversicherung“, sagt Kreuzbergs Baustadtrat Matthias Stefke (CDU).
Es könne schwer werden, von seiner Seite Geld zu bekommen. Die Haftpflichtversicherung der Freien Planungsgruppe ist ebenfalls sehr zurückhaltend und fordert lediglich dazu auf, den Schaden geltend zu machen.
Das Bezirksamt und die Musikschule wollen im Juli eine Sommeroper organisieren: „Die Heimkehr des Odysseus“ von Claudio Monteverdi. Als Kulisse hat sich das Bezirksamt die terrassenförmige Pamukkale-Brunnenanlage ausgesucht. „Ihre Lage im Görlitzer Park und ihre Assoziation zum antiken Theaterbau legt eine kulturelle Nutzung nahe“, so Bürgermeister Franz Schulz (Grüne). Die Gesamtkosten werden auf 200 000 Mark geschätzt. 20 000 Mark will der Bezirk selbst aufbringen, der Rest soll aus Lottomitteln, von privaten Sponsoren und aus dem Topf der Hauptstadtkulturförderung der Bundesregierung kommen. Dies ist in etwa auch die Summe, die die Reparatur des Pamukkale-Brunnens kosten würde. Der Bezirk will dieses Sommerfestival jährlich veranstalten.
Die Baubehörde des Bezirks schließt aus, dass der Brunnen in diesem Jahr in Betrieb geht.

2000 April
Der Bezirk versucht letztmalig sich mit den Erbauern außergerichtlich zu einigen. Nach den Worten von Baustadtrat Matthias Stefke (CDU) sollen sie bis zum 25ten April antworten, ob sie auf die Forderungen des Bezirks eingehen. „Dazu gehört, dass wir bis Oktober die kaputten Steine austauschen“, sagte Stefke. „Außerdem verlangen wir eine Verlängerung der Gewährleistungsfrist.“
Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) will darüber diskutieren, „ob man parallel zu einem Beweissicherungsverfahren den Brunnen funktionsfähig machen könnte“.

2000 Mai
Der Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park wird weiterhin außer Betrieb bleiben. "Wir werden jetzt Klage vor dem Landgericht erheben", sagte Kreuzbergs Baustadtrat Matthias Stefke (CDU) gestern. "Die Versicherung der Freien Planungsgruppe Berlin hat eine Außergerichtliche Einigung abgelehnt." Witting sagt, er werde ein eigenes Gutachten über die Schadensursache vorlegen.
Gewissheit soll nun ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren bringen. Bevor dieses nicht abgeschlossen ist, kann der Brunnen auch nicht betreten werden. Mit einem Gerichtsbeschluss ist nicht vor einem Jahr zu rechnen. Theoretisch könnte der Bezirk den Brunnen schon vor dem Gerichtsbeschluss, nach Ende des Beweissicherungsverfahrens, wieder in Ordnung bringen und das Geld dann vom Schuldigen zurückfordern. "Aber wo sollen wir das Geld für die Vorleistung hernehmen?", fragte Stefke.
Die Bewohner hätten den Brunnen hervorragend angenommen, sagte Martin Thiel, Quartiersmanager des Wrangelkiezes. Bisher gebe es dort nicht einmal Schmierereien. "Aber viele haben inzwischen die Nase voll. Die Gefahr besteht, dass er beschädigt oder zerstört wird."

2000 Juni
Für die Aufführung von "Die Heimkehr des Odysseus" der Berliner Sommeroper am Pamukkale-Brunnen (der außer Betrieb ist) will das Kreuzberger Bezirksamt Wasser aus Feuerwehrschläuchen in den Brunnen rinnen lassen. Damit die Sommeroper überhaupt dort stattfinden kann, hat Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Bündnis 90/Grüne) die Zustimmung aller eingeholt, die an dem Rechtsstreit beteiligt sind, sagt Baustadtrat Matthias Stefke (CDU). Außerdem hat das Bezirksamt den jetzigen Zustand des Brunnens mit Fotos dokumentieren lassen. So kann später überprüft werden, ob bei der Veranstaltung zusätzliche Schäden entstanden sind.

2000 Juli
Trotz aller Pannen war die erste Sommeroper am Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park ein Erfolg, sagt zumindest der Leiter der Kreuzberger Musikschule, Volkmar Bussewitz. Die Kosten für die Aufführung "Die Rückkehr des Odysseus" am 15. und 16. Juli betrugen laut Bussewitz 370 000 Mark. Davon kam das meiste von Sponsoren und aus dem Hauptstadtkulturfonds. Nach Aussage von Kulturstadträtin Hannelore May (Grüne) verursachte die Veranstaltung bis zu 15 000 Mark Verlust. "Das ist weniger, als wir angesichts des schlechten Wetters und der Pannen im Vorfeld erwartet haben."
Kurz vor der Premiere hatte ein Sturm die Bühnenabdeckung zerstört. Schließlich wurde die Premiere von Freitag auf Sonnabend verschoben.
"Trotz der katastrophalen Bedingungen hatten wir einen enormen Zuspruch", sagt Bussewitz. An beiden Tagen waren jeweils bis 1 200 Gäste gekommen. Doch das hatte für Chaos gesorgt. Denn mit diesem Ansturm hatten die Ordner und der Ticket-Verkäufer an der einzigen Kasse nicht gerechnet. Viele Besucher überwanden die Absperrungen ohne zu bezahlen. Verkauft wurden jeweils nur knapp 700 Karten. Auch Kulturstadträtin May räumt Fehler bei der Organisation ein: "Uns sind dadurch bis zu 20 000 Mark Einnahmen entgangen." Noch größere finanzielle Verluste konnten nur deshalb verhindert werden, weil der zweite Akt gestrichen wurde, was die Honorare der Künstler schmälerte. Auch das angekündigte Feuerwerk fiel aus.
Im kommenden Jahr soll es wieder eine Sommeroper geben.

2000 August
Das Bezirksamt Kreuzberg hat jetzt Klage gegen die Erbauer des Pamukkale-Brunnens im Görlitzer Park eingereicht. Mit einem Gerichtsurteil rechnet Baustadtrat Matthias Stefke (CDU) nicht vor dem kommenden Jahr. Frühestens dann kann der Brunnen in Stand gesetzt werden.

2001 März
"Es ist völlig ausgeschlossen, dass der Brunnen in diesem Jahr eingeschaltet wird", sagt Hilmar Schädel vom Grünflächenamt.

2001 April
Am 3. April ist die erste Verhandlung vor dem Landgericht Berlin. Die Richter fordern ein weiteres Gutachten an, dass wahrscheinlich nicht vor Ende 2002 vorliegen wird.

2002 Februar
"Es ist eine Schande, man sollte das Ganze abreißen oder mit Erde aufschütten und Gras drauf säen", sagt Christine Riedel (eine Bürgerin). "Nach einer ersten Verhandlung im vorigen Frühjahr haben wir nichts mehr vom Gericht gehört", sagt der Baustadtrat des Bezirks, Franz Schulz (Grüne). "Der eingesetzte Sachverständige will noch weitere Untersuchungen am Brunnen anstellen und braucht dafür mehr Geld als ursprünglich geplant (insgesamt letztlich 35 000 Euro)", sagt Gerichtssprecherin Ilona Wiese. Wer diese Mehrkosten bezahlt, ist unklar. Wann man sich darauf einigt, wann das Gutachten vorliegt und wann vor Gericht weiter verhandelt werden kann, ist völlig offen.

2003 Mai
Das Gutachten zum Pamukkale-Brunnen gibt dem Bezirk Recht, der den Naturstein für ungeeignet hält. Dem Landgericht liegt endlich das bereits im Frühjahr 2000 bestellte Gutachten des ehemaligen TU-Professors und öffentlich bestellten Sachverständigen Manfred Specht vor. Wie Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) gestern sagte, bestätigt "die wissenschaftlich akribisch durchgeführte Studie, was jeder Laie sieht: Der Stein ist von der Materialphysik her absolut nicht geeignet. Der zerfällt wie Biskuit. Auch Stellen, die nie mit Wasser in Kontakt kommen, zerbröseln." Auch mehrseitige Nachfragen des neuen Anwalts von Wigand Wittig wurden in diesem Sinne beantwortet. "Nun steht eindeutig fest, dass der Stein ungeeignet ist", sagt Baustadtrat Franz Schulz (Grüne). Der Künstler, der zeitweise in Frankreich lebt, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er wolle bis Ende Mai ein Gegengutachten vorlegen, hieß es beim Landgericht. Stadtrat Schulz geht davon aus, dass Witting nicht ausreichend versichert ist und letztlich doch der Bezirk die Kosten für die Sanierung bezahlen muss.

2003 September
Die Gründer des Pamukkale-Forums (eine Anwohner-Initiative) wollen mit Firmen und dem Bezirksamt zusammenarbeiten. Eine Sponsor soll den Brunnen betreiben und pflegen. In benachbarten Gebäuden sollen ein Café und ein neuer Veranstaltungsort entstehen. "Unser Vorbild ist das Café am Neuen See in Tiergarten", sagt Bernhard Strecker. Die Ideen decken sich mit den Vorstellungen von Baustadtrat Franz Schulz (Bündnis 90/Grüne). Denn für die Gebäude am Brunnen werden ab Herbst neue Betreiber gesucht. Der Brunnen darf allerdings nicht genutzt werden, solange das Gerichtsverfahren läuft. "Aber ich finde es gut, wenn sich Anwohner darum kümmern, dass er künftig funktioniert", sagt Schulz. Der Bezirk habe für die Reparatur und den Betrieb kein Geld.

2003 November
... Dabei weiß Strecker Prominente wie die Schauspielerinnen Eva Mattes oder Angela Winkler auf seiner Seite. Auch der ehemalige Regierende Bürgermeister, Altbundespräsident Richard von Weizsäcker begrüßt das Engagement, zeigt sich in einem Schreiben "zuversichtlich, dass die bestehenden Schwierigkeiten Schritt für Schritt überwunden werden können (...) vor allem durch aktive Bürger wie Sie!"

2004 Januar
Das Symbol für die Freundschaft zwischen deutscher und türkischer Einwohnerschaft zerbröselt seit fünf Jahren hinter unschönen Bauzäunen. Im Bezirksamt steht man dem Pamukkale-Forum äußerst reserviert gegenüber: Die Akteure, so heißt es, stammten aus dem Dunstkreis des Künstlers und sie wollten in dessen Sinne Einfluss nehmen. Da will man lieber auf der sicheren Seite das Gerichtsurteil abwarten. Laut Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) ist damit zu Jahresanfang zu rechnen.

2004 Juni
Eine Initiative um den Architekten Bernhard Strecker („Initiative Pamukkale“) will den seit Jahren trockenen Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park reanimieren. In der Mittsommernacht am 21. Juni könnte der rechte Wasserfall in Betrieb genommen werden, sagte Strecker gestern. Es gehe darum, ein positives Zeichen zu setzen. Die Sponsoren um Strecker wollen Verschönerungen durch eine Begrünung finanzieren, Glassscherben und Müll entfernen und den linken Wasserfall sowie das Grundbecken durch die Firma Pumpen-Augustin in Betrieb nehmen.

2004 Juli
Die Richter gaben dem Bildhauer Wigand Wittig die Hauptschuld am Zustand des Brunnens: Der von ihm ausgewählte Naturstein, so heißt es in dem 14-seitigen Urteilsspruch, sei für die Wasserterrassenanlage ungeeignet. Die Richter folgten damit mehreren wissenschaftlichen Gutachten, die seit 1999 erstellt wurden und in denen der für den Brunnen verwendete Kalkstein als nicht frostbeständig charakterisiert wurde. Damit gab das Gericht dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Recht, der von dem Künstler Schadensersatz in Höhe von mehr als einer Million Euro verlangt. Wittig, der zurzeit in Frankreich lebt, teilte gestern der Berliner Zeitung mit, er werde gegen das Urteil Revision einlegen. Die vom Bezirk gleichzeitig erhobene Schadensersatzklage gegen die Planer des Brunnens wurde vom Landgericht abgewiesen. Wie Gerichtssprecherin Ilona Wiese sagte, konnte ihnen bei der Planung, der Ausführung und der Überwachung der Bauarbeiten keinerlei Versäumnis nachgewiesen werden.
Die "Initiative Pamukkale" bot gestern an, ihn mit Hilfe von Sponsoren zu reparieren. Rund 50 000 Euro (Berliner Zeitung) bzw. 150 000 (Berliner Morgenpost) seien dafür erforderlich, sagte Architekt Bernhard Strecker. Er kündigte an, den Bildhauer zu unterstützen und forderte alle Beteiligten auf, sich an einen Tisch zu setzen. Damit auch im Pamukkale-Brunnen wieder Wasser plätschert, müsse der Bezirk seine "bürokratische Nische" verlassen, fordert Strecker. "Einem runden Tisch stehen wir nicht im Wege, doch in ein laufendes Gerichtsverfahren werden wir nicht eingreifen", sagt dazu Bürgermeisterin Reinauer. Beim Bezirk will man jetzt erst mal das Urteil prüfen

2005 März
Lediglich 600 000 Euro kann der Bezirk in diesem Jahr für Pflege und Erhalt der stark frequentierten Grünflächen und Parkanlagen einsetzen. Neben den Anlagen am Boxhagener Platz oder auch dem Traveplatz bereitet dem Bezirk die Pflege des Görlitzer Parks mit dem Pamukkale-Brunnen Sorgen. Dort hat der Bezirk bereits die Pflege an private Unternehmen übertragen. Diese hatten beispielsweise im vergangenen Jahr Teile der Rasenfläche erneuert.

2006 August
Den Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park hat sich die SPD in Friedrichshain-Kreuzberg als Wahlkampfthema entdeckt. Es diskutieren Politiker und Künstler, darunter Brunnenarchitekt Wigand Wittig, über die Zukunft der Anlage. Zur Diskussion ist das Bezirksamt nicht eingeladen. "Mit Hilfe von Kulturvereinen werden wir in den nächsten acht Wochen ein Konzept zur Nutzung erarbeiten." sagt Peter Beckers (SPD) auf der Veranstaltung. Vorstellbar wäre etwa die Begrünung des Brunnens. Die Rückversetzung in den Originalzustand sei unrealistisch, so Beckers.

2007 März
Der Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park wird auch in dieser Saison trocken bleiben. Das Berliner Landgericht verurteilte Wittig 2004 zu Schadensersatz in Höhe von einer Million Euro. Der Architekt legte gegen das Urteil Berufung ein. Der Streit dauert seit acht Jahren an. "Im Mai wird es einen neuen Gerichtstermin geben", sagt Ursula Meyer von der Bauabteilung. "Solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, darf nichts gemacht werden." Die "Initiative Pamukkale" bot an, den Brunnen mit Hilfe von Sponsoren zu reparieren.
"Diese (Schäden) sind durch eine falsche Montage der Natursteine an den Wasserbecken entstanden" sagt Architekt Strecker. Inzwischen könne keiner mehr unterscheiden, welche die gewollten Spuren der Vergänglichkeit und welche die von Frost und Vandalismus sind.

2007 Mai
Im Streit um den Pamukkale-Brunnen in Kreuzberg müssen sich Bezirk und Bildhauer einigen, andernfalls will das Kammergericht am 19. Juni ein Urteil sprechen. Binnen sechs Wochen, so das Gericht, sollen die streitenden Parteien dafür ein Konzept entwickeln und vorlegen. "Endlich haben wir eine Plattform, auf der wir in der Sache verhandeln können und nicht allein über juristisch unterschiedliche Auffassungen", sagt Rechtsanwalt Ioannis Lazos von der Kanzlei Michel und Partner, die den Bildhauer vertritt. "Statt sinnlos das Geld für langwierige Prozess vor den Gerichten auszugeben, hätte schon längst der Brunnen repariert werden können", sagt Strecker. Immerhin hatte der Bezirk für ein Gutachten mehr als 35 000 Euro ausgegeben, um das Gericht von der unterstellten Schuld des Bildhauers an der Verwitterung des Gesteins zu überzeugen.

2007 Juni
Das Berliner Kammergericht beschließt ein neues Beweis-und Auflagenverfahren. Das heißt, der Bezirk muss jetzt detailliert nachweisen, welchen Schaden er wegen der nicht funktionierenden Anlage erlitten hat und welche Steine konkret beschädigt sind. Der Bildhauer soll dann dazu Stellung nehmen, danach wird ein unabhängiger Gutachter alles prüfen. Weil sich beide Seiten, Bezirk und Bildhauer, auch in den vergangenen Monaten nicht einigen konnten, wird nun ein neues Gutachten erstellt. Damit ist laut Aussagen einer Gerichtssprecherin aber nicht vor dem Herbst zu rechnen. Die zuständige Stadträtin Jutta Kalepky (Grüne) bedauert die Entscheidung und vermutet dahinter eine "Verzögerungsstrategie der Gegenseite".

2008 Juni
Die Bezirksverordnetenversammlung beschließt unverzüglich eine mehrsprachige Informationstafel am Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park aufzustellen, welches den BürgerInnen Informationen über den jetzigen Zustand und den aktuellen Stand des laufenden Rechtsstreits liefert.
Zusätzlich soll dort eine Kontaktadresse stehen, wo interessierte BürgerInnen Ideen für eine zukünftige Nutzung einbringen können.

2008 Juli
Das vom Gericht bestellte unabhängige Gutachten liegt nun vor. Als Folge daraus lässt der Bezirk das gesamte Areal der Pamukkale-Brunnenanlage mit Bauzäunen absperren da, laut Gutachten, vom Pamukkale-Brunnen Gefahr für Leib und Leben ausgeht. Die nächste mündliche Verhandlung beim Kammergericht Berlin wird für November angesetzt.

Vorschau:
2008 August
Am 30.08.2008 findest von 15 bis 20 Uhr vor dem Brunnen anläßlich des 10ten Jahrestages der Einweihung ein Pamukkale-Brunnen Fest statt.

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pamukkale kreuzberg, Freitag, 13. Juni 2008, 11:46
Wigand Witting & Bernhard Strecker

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In welchem Verhältnis Bernhard Strecker (und seine "Initiative Pamukkale“)
zu dem Bildhauer Wigand Witting steht, wird vielleicht klar wenn man sich folgenden link zu Gemüte führt:
http://www.bildhauerei-in-berlin.de/_html/_katalog/details-819.html
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Brunnen, 1987-88
Wigand Witting und Bernhard Strecker

Lutherplatz

Epoche: Nachkrieg-West Bezirk: Spandau

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Wigand Wittings Werke in Berlin:

# Kosmischer Kreis (Grabzeichen), 1985
Britzer Garten, Buckower Damm, Neukölln
Sandstein
Entstanden anlässlich der Buga 1985.

# Drachenbrunnen, 1986
Oranienplatz,Kreuzberg
Granit

# Brunnen, 1987-88
Lutherplatz, Spandau

# Pamukkale, 1988
Görlitzer Park, Kreuzberg
Sandstein

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